
Du musst nicht alles an dir lieben
von Christian Krause – 16. Mai 2025Selbstliebe als das Optimum klingt sicher verführerisch und erstrebenswert. Kommt ja auch unschuldig daher. Also dann lieb dich doch einfach mehr und alles wird gut. Ich finde es ist alles andere als das.
Es kann stressig sein, unnötigen Druck erzeugen und damit auch schnell das Gegenteil auslösen. Getreu dem Motto, nicht einmal das schaffe ich. Braucht kein Mensch.
Es gibt eine ganze Spanne zwischen Ablehnung und Liebe. So viel Raum dazwischen, den du auch nutzen kannst. Akzeptanz ist eine Möglichkeit und auch einfach tolerieren ist eine Option.
Wenn es um Äußerlichkeiten geht, dann ist es absolut okay nur okay mit Teilen von sich zu sein. Übertriebene Kritik nützt nichts, auf Krampf zu lieben nützt auch nichts. Du musst nicht alles an dir lieben, aber zumindest irgendwas an dir zu lieben, das ist schon gut.
Wenn es um Talente geht, erzähl mir bitte nicht, dass du nichts kannst. Und verschon mich bitte, wie furchtbar genial du bist. Es zu übertreiben ist in beiden Fällen einfach nicht der richtige Weg. Angeberei nervt und zu kritisch schränkt dich ein, verstellt den Blick.
Und wenn es etwas an dir gibt, was du nicht lieben kannst, dann musst du auch nicht. Es reicht, wenn du dich nicht dafür verabscheust.
Vor allem erscheint es mir manchmal als zu bequem und eine gute Ausrede, um nicht an sich zu arbeiten. So bin ich eben. Ich kann es nicht oft genug wiederholen, nicht übertreiben.
Hin und wieder unzufrieden zu sein, völlig okay. Sich auch mal im Spiegel anzuschauen und sagen gut siehst du aus, völlig okay. Mir passiert es vor allem dann, wenn ich mich gut fühle, dann mag ich mich auch mehr. Also wenn du dich gut fühlst, dann werden es auch andere bemerken, ganz ohne Krampf und ständige Selbstbestätigung.