Neuer Bericht zeigt alarmierende Zunahme häuslicher Gewalt

von Marcus Woggesin – 11. August 2025

Wenn die eigenen vier Wände zur Gefahrenzone werden....

Es ist ein Ort, der Schutz und Geborgenheit verspricht – doch für Zehntausende in Deutschland wird das Zuhause zum Ort der Angst. Die neuesten Zahlen, die das Bundeskriminalamt jetzt veröffentlicht hat, zeichnen ein düsteres Bild: 157.883 Menschen wurden im vergangenen Jahr Opfer häuslicher Gewalt. Das sind 8,7 Prozent mehr als noch 2022. Diese Statistik ist kein abstraktes Papier, sie erzählt von gebrochenen Rippen, zerschlagenen Seelen und Kindern, die hinter dünnen Wänden das Unfassbare mithören müssen.  

Besonders erschreckend ist die Tatsache, dass Frauen weiterhin den Löwenanteil der Opfer stellen – ganze 80 Prozent. Doch auch die Zahl betroffener Männer stieg drastisch um über 13 Prozent. Diese Entwicklung ist kein Zufallstreffer der Kriminalstatistik. Zwar mag eine erhöhte Anzeigebereitschaft eine Rolle spielen, doch Experten sind sich einig: Dahinter verbirgt sich ein realer Anstieg der Gewalt in Partnerschaften und Familien. Die Dunkelziffer dürfte dabei noch weit höher liegen, denn nicht jedes geschlagene Kind ruft die Polizei, nicht jede gedemütigte Frau traut sich zur Anzeige.  

Bundesfamilienministerin Lisa Paus reagiert mit sichtlicher Betroffenheit auf diese Entwicklung. Ihre Worte klingen wie ein Weckruf: "Häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sondern eine Straftat." Doch zwischen politischen Bekenntnissen und der Realität in Wohnzimmern und Schlafzimmern klafft eine Lücke. Jeder neue Fall in dieser Statistik ist eine Bankrotterklärung unseres Zusammenlebens.  

Wir dürfen uns nicht damit trösten, dass die Zahlen vielleicht nur deshalb steigen, weil mehr Menschen den Mut finden, Täter anzuzeigen. Jeder Anstieg bedeutet konkret: Mehr Frauen flüchten mit blauen Flecken ins Frauenhaus. Mehr Kinder lernen Gewalt als "Normalität" kennen. Mehr Menschen ertragen täglich die Faust oder den psychischen Terror des Partners, aus finanzieller Abhängigkeit oder schierer Verzweiflung.  

Die Lösung liegt nicht nur in mehr Frauenhäusern oder schärferen Gesetzen – so notwendig beides ist. Sie beginnt viel früher: In der Art, wie wir über Beziehungen sprechen. In der Frage, warum wir Gewalt in Filmen heroisieren, sie im echten Leben aber totschweigen. In der Bereitschaft, hinzuschauen, wenn beim Nachbarn die Türen knallen und die Schreie durch die Wände dringen. Die eigenen vier Wände dürfen kein rechtsfreier Raum sein. Hinter jeder dieser 157.883 Zahlen steht ein Mensch, der heute Abend zitternd auf den Schlüssel im Schloss lauscht. Das ist keine Statistik. Das ist unser gesellschaftlicher Albtraum – und er wird immer realer.